Köhlerplatten
Wie Pockennarben überziehen sie viele Hänge des Taunus. Zumindest sieht es auf der Schummerungskarte des Bodenviewer Hessen so aus.
Allein um Schmitten und Weilrod hat David Oliver Zeyher in seiner Masterarbeit „Kulturlandschaftsanalyse des oberen Weiltals auf Grundlage eines hochauflösenden LiDAR-Geländemodells“ rund 2300 Köhlerplatten identifiziert. Oft finden sich die rundlich -ovalen, eingeebneten Plätze in Hanglagen. „Hangaufwärts befindet sich die steile Hangabbruchkante.
Hangabwärts wurde der aus der Abbruchkante hervorgegangene Bodenabtrag zum Stübbewall aufgeschüttet“, beschreibt Zeyher die Ausformung der Meilerplätze. „Die feuchten oberen Bachtäler begünstigten die Ausbildung von Weichholzbeständen (Erle, Hasel, Weide, Pappel, Birke) die für die Eisengewinnung optimale Holzkohlen erbrachten“, begründet er die hohe Meilerplattendichte an den Hängen der Bachtäler.
Insbesondere in der Umgebung des Niedgesbachtals und sowie südwestlich von Hasselbach konnte Zeyher viele dieser künstlichen Landschaftselemente feststellen, während er in den Wäldern östlich der Weil zwischen Hunoldstal und Rod an der Weil vergleichsweise wenige kartieren konnte.
Insgesamt hat Zeyher in seiner Masterarbeit rund 3500 zum Teil bisher unbekannte Bau- oder Bodendenkmäler erfasst und kategorisiert. Dafür wird er in diesem Jahr mit dem Förderpreis zum Saalburgpreis des Hochtaunuskreises ausgezeichnet.
Die Arbeit ist beim Kreisarchiv des Hochtaunuskreises einsehbar, das die Recherchen des Usinger Anzeigers unterstützt hat.
Wer mit offenen Augen durch den Wald geht, kann selbst schnell solche Köhlerplatten entdecken. Hier wurde überwiegend vom 17. bis in das 20. Jahrhundert, aber auch schon früher Holzkohle hergestellt. Der umliegende Wald wurde abgeholzt und in den Meilern, die auf den ebenen Flächen aufgebaut wurden, zu Holzkohle verschwelt.
Heute wird im Hessenpark dieses alte Handwerk noch gezeigt. Zweimal im Jahr wird im Freilichtmuseum Holzkohle in solch einem Kohlenmeiler hergestellt. Aufbau, Zünden, Abschwelen und Öffnen des Kohlenmeilers finden jeweils in mehreren Etappen statt. Während seiner Arbeit erklärt der Köhler interessierten Besuchern gerne das Handwerk und beantwortet Fragen. In diesem Jahr beginnt der Aufbau am 28. April, der bis zum 13. Mai dauert.
Aber auch auf der Energie-Erlebnis-Tour Weilrod, die in Cratzenbach startet, können sich Interessierte den Aufbau eines Meilers anschauen. Die Köhlerei hat schon lange Tradition im Taunus. Schon 1319 wurde dem Grafen Gerlach I. von Nassau das Recht zugesprochen, den Wald am „Hanenberg“ bei Neuweilnau gegen Verwüstungen durch Schmieden, Kohlenbrennen und Roden zu schützen, da ihm dort der Wildbann zustand, schreiben Rudi und Martha Kaethner in ihrem Buch „Weilrod - Die Geschichte von dreizehn Taunusdörfern“.
Sie haben dort auch Anweisungen zu einer Streitschlichtung zwischen den Dörfern Erbach und Hasselbach aus dem Jahr 1474 wegen des Markwaldes aufgeführt: „...dass in der Mark kein Meiler mehr angelegt, nicht mehr gekohlt werden darf...“. Denn neben der Nutzung zur Köhlerei wurde Holz als Bau- und Brennholz benötigt, der Wald zur Waldweide genutzt und selbst das Laub als Einstreu genutzt.
So waren schon vor über 500 Jahren Waldschäden zu verzeichnen. Die Köhlerei lieferte dabei die Holzkohle für die Rennöfen auf den Höhen, später für die Eisenschmelzen und Schmieden im Weiltal.