Königsburg
Das „Pädche“ führt ins „Wäldche“. Noch heute kann man dem Trampelpfad, der vom Ortsende Altweilnaus am Erbismühler Weg durch den Wald dem Grat zum Felsen „Königsburg“ entlang führt, gut folgen.
Als Kinder und Jugendliche hätten er und seine Freunde viele Stunden hier verbracht, erzählte Richard Stahl aus Altweilnau. Besonders nach heftigen Regenfällen seien sie immer gerne zu den Felsen gegangen, da dann Munition frei gespült worden sei.
„In den Felsnischen haben wir Pistolen- und Gewehrmunition gefunden, einmal sogar eine Panzerfaust“, erinnert sich Stahl. Da sei dann der Kampfmittelräumdienst gekommen und habe die Panzerfaust im Steinbruch an der „Bettelfrau“ gesprengt.
Warum gerade hier soviel Munition gefunden wurde und auch lange noch Fahrzeugteile im Wald lagen, erklärt sich aus der exponierten Lage der „Königsburg“. Früher gab es hier noch keine Bäume und die Sicht auf das Neuweilnauer Dreieck auf der gegenüberliegende Talseite war frei.
Damit war dies ein strategisch günstiger Punkt, von wo aus die 1936 gebaute Bundesstraße 275 beschossen werden konnte. Im 2. Weltkrieg war hier auf den Felsen nämlich eine Flugabwehrkanone installiert. Noch heute sind an den Felsen die rostigen Überreste der Halterungen zu finden.
Allerdings forderte die Flak-Stellung und eine Verteidigungsstellung am Lauker Weg sowie ein Gefechtsstand der Waffen-SS am Gertrudenhammer auch den Beschuss durch Amerikaner heraus. Am 29. März 1945 kam es bei dem Vormarsch der Amerikaner von Koblenz über Limburg-Weilburg durch das Weiltal, um über den Taunus nach Frankfurt vorzustoßen, zu einem folgenschweren Vorfall.
Drei Granaten wurden auf Altweilnau abgefeuert. Eine schlug im Tannenwäldchen nahe dem Erbismühler Hang, auch als Sonnenplätzchen bekannt, ein. Eine weitere traf einen Baum auf dem Friedhof. Und durch eine dritte, die die Straße „Auf dem Tripp“ traf, wurde ein junge Frau, die Haushaltshilfe von Rechtsanwalt Prack, von einem Granatsplitter tödlich verletzt.
Es handelte sich dabei um eine Polin mit französischen Pass, Frau Duvenjec. Ein kleiner Gedenkstein auf dem Altweilnauer Friedhof erinnert noch an sie. Daneben sind Gräber von den weiteren Opfern dieses Tages zu finden. Denn es starben auch hier stationierte deutsche Soldaten: Rottenführer Helmut Kunze, Fahnenjunker-Uffz. Günther Braun, Michael Brücker und der drei Tage später seinen schweren Verletzungen erlegene Edmund Beyer sind hier begraben.
Aber die „Königsburg“ hat nicht nur eine kriegerische Vergangenheit. Als um 1900 der Tourismus im Taunus aufblühte installierte der Taunusclub verschiedene Aussichtspunkte. So vermutlich auch hier auf den Felsen mit Blick auf das Weiltal.
Eine in den Stein gehauene Treppe führt aus Richtung des ehemaligen Gasthaus „Zum Weiltal“, gegenüber der Erbismühle gelegen, hinauf auf den Felsen, wo auch eine in den Felsen geschlagene Bank zu finden ist. Als die 1895 in Usingen errichtete Bahnstation die Anfahrt in den Taunus ermöglichte, berichtete Matthias Zepke, habe der Tourismus zugenommen.
So habe der Taunusclub auch die Vorgänger-Wendeltreppe zum Altweilnauer Burgturm errichtet. Aber Stahl hat auch noch andere Erinnerungen an das ehemalige Gasthaus „Zum Weiltal“. So seien hier im Saal Mitte der 1950er Jahre Kinofilme wie Zorro und Winnetou gezeigt worden. Später in den 1960er Jahren habe die katholische Kirche hier ihre Gottesdienste abgehalten.