Waldkreuz
Manch Wanderer auf dem Weg von Mauloff in Richtung Niedgesbachtal hat sich schon gefragt, was es mit dem Kreuz auf sich hat, das ein Stück abseits des Weges im Wald steht.
Tritt man näher hinzu, kann man noch die Worte „Hier starb unser Arbeitskamerad Otto Steinmetz“ erkennen. Das Datum ist allerdings schon stark verwittert. Aber hier konnte Wolfgang Haub helfen, der das Mauloffer Archiv führt.
Am 30. November 1936 verstarb hier der genannte Otto Steinmetz an der Spätfolge einer Verwundung im 1. Weltkrieg. Als Zeitzeuge, der damals sieben Jahre alt war, berichtete Werner Feger, ein Nachbar von Steinmetz, dass damals sein Vater von Waldarbeiten heim kam und den anderen Nachbarn Wilhelm Hedwig bat: „Komm schnell“.
Mit einer Decke zogen sie wieder in den Wald, nicht ohne vorher vom Bürgermeister, wo das einzige Telefon im Dorf zu finden war, den Arzt Dr. Allmann zu rufen, der seine Praxis auf der Tenne hatte. Und Otto Feye wurde mit dem Motorrad nach Riedelbach losgeschickt, wo Lina Steinmetz die Frau von Otto Steinmetz, an einem Kurs zum Thema Luftschutz teilnahm.
Doch Dr. Allmann konnte, nachdem die Männer den Zusammengebrochenen nach Hause gebracht hatten, nur noch dessen Tod feststellen. Es sei ihm schon den ganzen Tag nicht gut gewesen, aber trotzdem sei er zur Arbeit im Wald gegangen, berichtete Feger weiter. Es war der erste Tag der gemeinschaftlichen Waldarbeit der Dörfler.
Eigentlich war Steinmetz Weißbinder, doch in den Wintermonaten gab es damals keine Arbeit auf dem Bau. Im Ersten Weltkrieg war Steinmetz, Jahrgang 1892, viermal verwundet worden. Er war Unteroffizier (Oberjäger) der Radfahrer-Kompanie Nr. 56 und wurde am 12. Oktober 1915 mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet, da er ein feindliches Flugzeug abgeschossen hatte.
Drei Wochen nach seinem Tod wurde er noch einmal exhumiert. Wie Feger erzählte, kam damals ein Professor von der Universität in Frankfurt, um die Obduktion im Alten Rathaus durchzuführen. Dabei wurde festgestellt, dass ein Splitter von einer Verwundung ins Herz gewandert war.
Also starb er an einer Spätfolge einer Verwundung, was für die Rente der Frau wichtig war, denn sie hatte ja auch zwei Kinder: Ottilie Steinmetz und Rudi Steinmetz.
Und deren Söhne, also die Enkel von Otto Steinmetz, Reinhold Löw aus Finsternthal (mittlerweile verstorben) und Fredy Steinmetz aus Mauloff trafen sich am Gedenkkreuz und ließen sich von Haub die Geschichte ihres Großvaters erzählen.
Das Kreuz hatte damals Maurer Karl-Wilhelm Hedwig, im Dorf auch als „kleiner Mann“ bekannt, gefertigt. Otto Steinmetz hatte 1932 die Freiwillige Feuerwehr in Mauloff begründet und war bis zu seinem Tod auch Wehrführer.
Feger erinnerte sich, dass die Kameraden sonntags nach den Übungen in Dreierreihen durchs Dorf marschierten und dabei sangen. Und die Buben aus dem Dorf zogen hinterher.