Wasserstollen
Herbert Wischmann hat den Platz aus der Vergessenheit geholt. Bei seinem militärhistorischen Rundgang zum letzten Kriegstag in Finsternthal ist der Wassergewinnungsstollen jedes Mal Endpunkt.
Schon mehrfach hat er den Rundgang angeboten aufgrund immer wieder großer Nachfrage. Damals während des Gefechts am Karfreitag, 30. März 1945, hatte sich die Bevölkerung des Unterdorfes während der Stunden der Kriegshandlungen in den Kellern versteckt, die des Oberdorfes in dem im Stollen im Wald oberhalb des Ortes.
Es werde erzählt, dass ein weißer Spitz eines amerikanischen Offiziers das Versteck erschnüffelte, so Wischmann. Viele der interessierten Mitwanderer trauten sich ein Stück in das aus dem Gestein gehauene Gewölbe hinein. 98,5 Meter reicht der Stollen in den Berg, nur gebückt kann man ihn betreten.
Dieser Stollen speist heute noch den Brunnen in der Ortsmitte. Lutz Müller, der Enkel des letzten Wassermeisters Alwin Müller, berichtete, wie er seinem Großvater damals half: „Ich musste zählen, wie lange ein Eimer Wasser brauchte, um voll zu laufen“.
So sei die Quellschüttung ermittelt worden. 1905 prangt sowohl über der Tür zum Stollen als auch an dem Überlauf, der noch heute dicht an der Straße von Finsternthal nach Mauloff zu finden ist. Leider ist die Fassade des Überlaufs mittlerweile in einem schlechten Zustand, der Überlauf selbst liegt ziemlich tief, da die Straße beim Bau damals über das alte Niveau angehoben wurde.
Als eines der ersten Dörfer des heutigen Weilrod baute Finsternthal eine Wassergewinnungsanlage mit Hochbehälter. In Cratzenbach beschloss man beispielsweise 1906 den Bau eines Wasserwerkes, auf der alten Riedelbacher Wassergewinnungsanlage ist die Jahreszahl 1911 zu sehen.
In Gemünden allerdings wurde bereits 1903 eine Hochdruckwasserleitung gebaut. Das Finsternthaler Wasserwerk war bis Mitte der 1970er Jahre in Betrieb, bis im Zuge der Gebietsreform auch der Wasserbeschaffungsverband Tenne gegründet wurde, von dem Finsternthal heute noch sein Wasser bezieht.
Neben dem Stollen, der rechts und links eine Rinne hatte, in die das Wasser aus dem Gestein lief, existiert auch heute noch etwa 200 Meter weiter in Richtung Dorf ein Hochbehälter. Dieser hatte zwei Kammern. Wie Wischmann berichtete, seien diese Kammern immer wechselseitig befüllt worden.
Und eine der Kammern musste immer gefüllt sein. Diese diente als Reservoir im Falle eines Brandes. Denn im Sommer waren die beiden Bäche, die durch Finsternthal fließen, der Niedgesbach und der Kirrbach, immer mal ausgetrocknet.
Dann konnte die Feuerwehr mittels eines Standrohres das Wasser aus dem Leitungsnetz entnehmen. In Zeiten der Trockenheit wurde auch das Wasser nur morgens und abends für ein paar Stunden angestellt, damit die Leute ihr Vieh versorgen konnten.
Die Zeiten wurden durch Dorfdiener Wilhelm Schäfer ausgerufen. Der Einstieg in die Wasserkammern erfolgte von oben. Einmal jährlich wurden die Kammern vom Wassermeister Alwin Müller, der das Amt von seinem Vater dem ersten Finsternthaler Wassermeister Konrad Wilhelm Müller übernommen hatte, gereinigt.
Dabei wurde immer die Löschwasserkammer und die Trinkwasserkammer ausgetauscht.