Milsenbergstollen
Versteckt im Wald bei Hasselbach liegt der Eingang zum Milsenbergstollen.
Und vergittert ist er, damit ihn kein Unbefugter betritt. Aber am Samstagvormittag versammelte sich davor eine ganze Schar von Personen, um eine „Expedition“ in die Tiefen des Berges zu veranstalten. Zweck war es, die Fledermäuse zu zählen, die dort Winterschlaf halten.
Seit 20 Jahren betreut die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Ortsgruppe Oberursel, die Fledermausquartiere im Hochtaunuskreis. Wie Diplom-Biologe Thomas Knepel berichtete, seien dies an Winterquartieren 35 Stollen sowie noch rund fünf andere Quartiere wie die Burg Königstein.
Im Winter kontrollieren interessierte Mitglieder der SDW diese Fledermausunterkünfte. Ausgestattet mit festem Schuhwerk oder Gummistiefeln, wetterfesten Jacken, sowie Taschen- und Stirnlampen betraten die rund ein Dutzend Frauen und Männer im Gänsemarsch den Stollen, während einige andere einen kleineren Stollen in der Umgebung besuchten.
Sorgfältig leuchteten sie Wände und Decke des Stollens ab, blickten in jede schmale Ritze. Wo eine Fledermaus gefunden wurde, stellten sie am Boden ein kleines Schild auf, damit der nachfolgende Fachmann die Art bestimmen konnte. Tiefer und tiefer ging es in den Berg.
Der Milsenbergstollen ist wohl einer der größten in Weilrod. Er sei auch unter dem Begriff Schiefergrube bekannt, erzählte Sabine Preusser, Vorsitzende des Geschichtsvereins Weilrod, die diesen Stollen auch noch nie betreten hatte.
Vermutlich sei hier kein Erz abgebaut worden, sondern Schiefer als Baumaterial für Häuser. Preusser und auch René Landsee vom Geschichtsverein staunten nicht schlecht, als es immer tiefer hinein in den Berg ging. Nach rund 20 Metern gabelte sich der Stollen.
Geradeaus waren die mit Ziegelsteinen gemauerten Reste einer Wand mit Türöffnung zu sehen, weiter hinten eine weitere Türöffnung. Danach endete Gang schnell. Am Kopfende durchzogen einige Quarzadern des Fels. An der Abzweigung nach rechts hörte man nach einigen Dutzend Metern Wasser tropfen, rieseln. Und dann öffnete sich der Stollen zu einer großen Kaverne.
Der Strahl der Taschenlampen reichte kaum aus, um die Höhe zu erfassen. Doch oben leuchtete etwas Tageslicht herein: der zweite Eingang in den Milsenbergstollen, dessen Tür jedoch durch eine Felssturz verklemmt ist. Dort hinauf führten drei aneinandergereihte Alu-Leitern. Nach zwei Leiterhöhen war eine weitere Leiter zu sehen, die in einen höher gelegenen Stollen führt. Und auch geradeaus ging der Stollen noch weiter.
Hier allerdings musste man erst einmal eine aus Schiefer aufgeschichtete Wand erklimmen. Einige Mutige aus der Gruppe stiegen die Leitern hinauf, andere untersuchten den geradeaus führenden Gang. Als schließlich alle wieder wohlbehalten vor dem Eingang standen, gab Knepel das Ergebnis der Zählung bekannt: zehn Bartfledermäuse,
13 Mausohren und eine Wasserfledermaus. Andere hier im Taunus vorkommende Arten wie Bechsteinfledermaus, Fransenfledermaus oder Langohr wurden nicht gesehen. In anderen Wintern seien hier schon doppelt so viele der Fledertiere gezählt worden, berichtete Knepel.
Die Tendenz sei, dass in den Winterquartieren weniger dieser Insektenjäger gesichtet würden. Doch in den Sommerquartieren würden nicht weniger Tiere gefunden. Er führte dies auf die milden Winter durch den Klimawandel zurück, in denen die Fledermäuse gar nicht mehr die Winterquartiere aufsuchten.
„Die Arten sterben wegen dem Klimawandel aus, nicht wegen der Windräder“, betonte er. Bei den Windrädern gebe es durch Bat-Detektoren die Möglichkeit diese bei Fledermausaktivitäten abzustellen, was in den Genehmigungen auch verankert sei.
Nach getaner Arbeit verschloss der Vorsitzende der SDW Oberursel, Matthias Holzhausen, den Stollen wieder und installierte das Fuchsgitter, das verhindert, dass diese Raubtiere in den Stollen eindringen und die wehrlosen Fledermäuse „pflücken“. „Oft sind die Stollen aufgebrochen und die Fuchsgitter entfernt“, beklagte auch Preusser. Dabei sei in den Stollen nichts mehr Nennenswertes zu finden. Eine in einem Stollen bei Altweinau vor Jahren noch vorhanden Lore, sei inzwischen auch gestohlen.