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Familiengrab Merté

Auf dem Friedhof von Altweilnau fällt dem Besucher ein dichter Heckenkubus ins Auge, aus dem eine einzelne Säuleneibe herausragt.

Aus dieser Perspektive überragt die Eibe sogar den Burgturm und fast auch den Kirchturm. Erst beim näher kommen entdeckt man einen schmalen Durchgang zwischen den Scheinzypressen.

Es öffnet sich ein kleiner, gepflegter Gartenraum. Der Blick fällt zunächst auf ein großes Holzkreuz, vor dem eine Platte in den Boden eingelassen ist, auf der eingraviert ist: „Grenadier Will Merté, geb. 1.8.1927 in Jena, gef. 29.3.1945 im Taunus“.

Auch auf den anderen drei Grabplatten ist der Familienname Merté verzeichnet. Und ein großer Stein trägt die Aufschrift „Familie Merté“. Wie kommt es, dass eine eindeutig nicht in Altweilnau ansässige Familie hier ihre Familiengrabstätte hat?

Der Altweilnauer Richard Stahl kann hier weiterhelfen, denn er kennt die Familie Merté seit langem und weiß wieso sie hier ihr Familiengrab haben. Der siebzehnjährige Fahnenjunker Will Merté war damals in Weilburg im Windhof, der damaligen Heeres-Offiziersschule, stationiert.

Am 29. März 1945 wurde er beim Kampf um Schmitten schwer verwundet. Auf dem Weg ins Feldlazarett Usingen verstarb der junge Mann jedoch auf der Gemarkung Altweilnau. Und wie es damals üblich war, wurden die Soldaten dort begraben, wo sie fielen.

So wurde Will Merté auf dem Altweilnauer Friedhof beerdigt. In seiner Nähe sind weitere Gräber von Gefallenen dieses Tages zu finden. Als die Familie Merté die Nachricht bekam, dass das Grab ihres jüngeren Sohnes in Altweilnau zu finden ist, kamen sie hierher. Und es wurde ihnen erlaubt, die kleine Fläche auf dem Friedhof als Familiengrabstätte zu kaufen.

Bereits drei Jahre später kam der Vater Dr. phil. Willy Merté hinzu. Dieser war zu Ende des Krieges eine wissenschaftliche Kapazität in Jena. So kam es, dass die Amerikaner ihn mit in die USA nahmen. Aber er verstarb dort bereits 1948.

Wie Stahl berichtete, wurde er in einem Zinksarg nach Deutschland überführt und hier an der Seite seines Sohnes beerdigt. Ende der 1950er Jahre errichtete die Familie Merté, das heißt Antonie Merté, die Mutter von Will, und ihr älterer Sohn Hanns-Jürgen sowie dessen Frau ein Wochenendhaus in Altweilnau.

Hier hielt sich die Familie, die inzwischen in München ansässig geworden war, mit ihren zwei Söhnen und einer Tochter häufig während der Ferien und zu den Feiertagen auf. Sie knüpften viele Kontakte zu den Altweilnauern. Hanns-Jürgen Merté, Professor für Augenheilkunde der Universität München, sei ein bodenständiger Mensch gewesen berichtet Stahl: „ein sympathischer Mensch, ein halber Altweilnauer“.

Im damaligen Burgrestaurant habe man sich gerne zum Frühschoppen getroffen. Aber auch er ist inzwischen nach seiner Mutter, die 1992 verstarb, hier im Jahr 2003 zu Grabe getragen worden.

Das Haus im Lauker Weg ist mittlerweile verkauft und nicht mehr in Familienhand.

Die Grabstätte ist stets gepflegt und wird mit frischen Blumen versorgt.