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Jüdischer Friedhof

Mit der Anerkennung der SchUM-Städte Speyer (Schpira), Worms (Warmaisa) und Mainz (Magenza), zusammen auch "Jerusalem am Rhein" genannt, als Weltkulturerbe rückte das jüdische Kulturgut in Deutschland in den Blickpunkt.

Diese Städte gelten als eine Wiege des europäischen Judentums. Sie waren im Mittelalter Zentren jüdischer Kultur und Gelehrsamkeit. Bis in die Gegenwart blieben aus dieser Zeit aber nur wenige sichtbare Spuren erhalten.

Am bekanntesten sind die jüdischen Friedhöfe. Solch einen gibt es auch in Hasselbach in der Flur „Oberm Kesselborn“ am westlichen Ortsrand umgeben von Gärten. Er umfasst etwa 300 Quadratmeter, fünf Grabsteine und ist denkmalgeschützt.

Ein jüdischer Friedhof ist eine besondere Bestattungsstätte. Die Gesetze des Judentums besagen, dass die Erdbestattung vorgeschrieben ist. Und die dauerhafte Totenruhe gilt als verbindlich und steht damit einer begrenzten Ruhezeit entgegen.

Das erklärt, warum die Gräber hier so alt sind. Allerdings weist nur ein Grabstein eine Jahreszahl auf: 1899 wurde Benjamin Baum hier beerdigt.   Aber die anderen vier Grabsteine von Rose Loewenstein, geborene Baum, von Alexander, Sohn des Josef, vom Sohn des Josef ben Issachar HaSegal, sowie von der Tochter des Jehuda, Frau des Josef Segal, dürften ähnlich alt sein. Die Inschriften sind überwiegend in Hebräisch gehalten.

In Hasselbach hat es nie eine selbstständige jüdische Gemeinde gegeben. Vom 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts lebten aber mehrere jüdische Familien oder Einzelpersonen in Hasselbach. Erstmal 1633 werden jüdische Bewohner Hasselbachs genannt.

Mitten im 30-jährigen Krieg baten die Juden Meyer und Feist darum wegen einer in Hasselbach grassierenden Seuche nach Camberg umziehen zu dürfen. 1843 werden 32, 1885 12 jüdische Einwohner gezählt. Diese gehörten der Synagogengemeinde Camberg an, seit 1840/43 zur Synagogengemeinde Laubuseschbach.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind mehrere der jüdischen Einwohner oder Familien von Hasselbach weggezogen, unter anderem nach Usingen oder nach Höchst am Main wie Angehörige der Familie Baum. Auf dem Jüdischen Friedhof der in Bad Soden am Taunus sind weitere Gräber der jüdischen Familie Baum zu finden. Von diesen wurden einige im 19. Jahrhundert in Hasselbach geboren.

Aber in Hasselbach geborene oder längere Zeit dort lebende Juden sind auch während der NS-Zeit umgekommen.

Nach den Angaben aus den Listen von Yad Vashem, Jerusalem, und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" waren dies: Amanda Alma Adler geb. Baum (geb. 1903 in Hasselbach, wohnhaft in Höchst am Main und Frankfurt am Main, nach Deportation 1942 ermordet), Berich Bernhard Erich Baum (geb. 1870 in Hasselbach, wohnhaft in Usingen und Frankfurt am Main, 1942 deportiert in das Ghetto Theresienstadt, 1943 umgekommen), Nathan Norbert Baum (geb. 1871 in Hasselbach, wohnhaft in Frankfurt am Main, deportiert 1941 in das Ghetto Litzmannstadt/Lodz, 1942 umgekommen).

Einen weiteren Hinweis auf jüdisches Leben in Hasselbach gibt der so genannte Juden-Pfad, der nördlich von Hasselbach in die „Rennstraße", einen alten Handelsweg, einmündet. Der jüdische Friedhof in Hasselbach wird von der Gemeinde Weilrod gepflegt.

Der Schlüssel ist beim Bauhofleiter auf Anfrage erhältlich.

Der Friedhof darf nur außerhalb der jüdischen Feiertage betreten werden, wobei diese immer mit Sonnenuntergang des Vortags beginnen.