Frafindersel oder Fra von Seel
In der topographischen Karte Blatt 5616 Grävenwiesbach findet der aufmerksame Betrachter bei Riedelbach die Bezeichnung „Fra von Seel“ und daneben das Symbol für eine Höhle.
Als Frafindersel oder Fra von Seel wird der felsige Bereich mit einer kleinen Höhle auf der Südostseite des Bornbergs zwischen Riedelbach und Neuweilnau bezeichnet. In den Nassauer Jahresheften, Erstes Heft 1922, „Zur Siedelungsgeschichte des Taunusdorfes Riedelbach und seiner Umgebung“ schreibt Post-Direktor a.D. H. Vohl, dass der Ursprung der Flurnamen bis in die Zeit der ersten Besiedlung zurückreicht.
Im Laufe der Jahrhunderte wird aber oft die alte Bezeichnung nicht mehr verstanden und umgedeutet und sprachlich angepasst. Vohl sieht die Herkunft des Wortes Frafindersel in der merowingischen Zeit. Das Wortteil „Sel“ leitet er von „Selhube“ ab, dem Land, das dem Huno, dem Häuptling der damaligen Zeit gehörte. „Frafinder“ leitet er von dem nordischen Wort „Freysvinr“ oder „Freavine“, her „was ein alter Titel für Helden und Könige, besonders dänische Könige war. … Frey (Fro, Fra) war ein Kulturgott, „vinr“ heißt Freund, Freysvinr bedeutet daher Freund, Verwandter des Gottes Frey, von dem abzustammen, nordische Große vorgaben.“
Auch andere Flurnamen weisen laut Vohl auf ein fremdländisches Element hin wie Clostreis oder Sodel. Auch die Bezeichnungen „In den Rödern“, „Off der Houb“, „Amtmannsgraben“ lassen einen alten Herrensitz in dieser Gegend vermuten.
Die Eheleute Martha und Rudi Kaethner, die das „Buch Weilrod - Die Geschichte von dreizehn Taunusdörfern“ geschrieben haben, sprechen jedoch dem Aufsatz von Vohl ab, dass er wissenschaftlichen Anforderungen genüge. Sie haben keine Belege für die Nennung der Namen „Frafindersel“, „steinerner Tisch“ oder „Gimirstein“ (Dümmerstein) in den von ihnen ausgewerteten, älteren Dokumenten gefunden.
Dem stimmt auch Gregor Maier, Leiter des Fachbereichs Kultur des Hochtaunuskreises zu. Die Germanentheorie von Vohl aus den 1920er Jahren sei sehr spekulativ. Das sei eine Deutung, die dem Trend der damaligen Zeit entspreche. „Man war damals sehr schnell und manchmal etwas unvorsichtig, wenn es darum ging, Namen und Phänomene auf germanische Urzeiten zurückzuführen“, blickt Maier zurück.
Die ihm bekannte älteste dokumentierte Schreibvariante finde sich im Nassauischen Namenbuch von Joseph Kehrein aus dem Jahr 1872 findet, der den Namen "Frau von Seel" von "Frafiniseel" herleite. In Riedelbach geht jedoch die Sage, dass im 30-jährigen Krieg eine Frau mit ihrer Ziege in der Höhle Unterschlupf gefunden und die Wirren des Krieges dort überstanden hat.
Seel ist noch heute ein geläufiger Familiennamen in Neuweilnau, aber auch in Mauloff, wo der Südhang zum Kirrbach schon seit langem Seelfeld heißt.