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Alter Hasselbacher Brunnen

Ein unscheinbares Hinweisschild am Weg von Hasselbach zum Eichelbacher Hof zeigt in Richtung „Alter Brunnen“.

Wolfgang Kopiske aus Hasselbach hat das Schild hier aufgehängt. Wenn man dem Schild etwa 20 Meter folgt, kommt man zu einem runden Loch, das mit großen Steinen eingefasst und mit einem Gitter abgedeckt ist. Etwa sieben Meter geht es hier in die Tiefe.

In mühevoller Arbeit haben hier in den Jahren 1995/96 Wolfgang Kopiske zusammen mit seinem Sohn Jens Kopiske, Josef Scheib und Wolfgang Puschmann den Brunnen von Unrat befreit. Nachkriegsmüll sei es gewesen, rund 150 Schnapsflaschen und Säcke mit vergammelten Innereien, die sie hier herausgeholt hätten.

Darunter sei Gesteinsschutt zum Vorschein gekommen. Aber in etwa sieben Meter Tiefe seien sie an ihre Grenzen gestoßen, sei es zu gefährlich gewesen, weiter zu graben, berichtet Wolfgang Kopiske. In dieser Tiefe habe sich auch der Brunnenquerschnitt verändert, sei er rechteckig geworden. Da immer Wasser nachgelaufen sei, habe man vor jedem Arbeitseinsatz erst einmal 60 bis 70 Liter Wasser heraus geschöpft.

Trotzdem habe es Spaß gemacht, erzählt der damals erst 12 Jahre alte Jens Kopiske. Von dem Brunnen erfahren habe er von dem inzwischen verstorbenen Josef Scheib, so Wolfgang Kopiske. „Ich will dir mal was zeigen“, habe sein damaliger Imkerkollege zu ihm gesagt und ihn an die Gemarkungsrenze von Hasselbach mit Rod an der Weil, dicht bei der Grenze zum Bad Camberger Stadtgebiet geführt.

Scheib habe den Brunnen noch aus der Vorkriegszeit gekannt. Und es sei dessen Traum gewesen, den Brunnen mal auszugraben. Und vor über 20 Jahren hätten sie es dann umgesetzt. Solch ein ungeschütztes, tiefes Loch sei natürlich gefährlich gewesen, darum habe er Kontakt mit dem Forst aufgenommen. Revierförster Jörg Erwe habe ihn an den damaligen Forstamtsleiter Wagner verwiesen und dieser ihn wieder zurück an Erwe.

Aber schließlich habe der Forst einen Zaun um den Brunnen gebaut. Einige Jahre später, als der Zaun nicht mehr standfest war, hatte sich Wolfgang Kopiske an den damaligen Bürgermeister Axel Bangert gewandt. Dieser hatte dann veranlasst, dass der Brunnenrand mit den großen Steinen gesichert und mit dem Gitter abgedeckt wurde. Auch die Zufahrt wurde damals hergestellt. In der Nähe des Brunnens habe es eine weitere runde Vertiefung gegeben, so der Hobby-Archäologe weiter, und im Wald kann man noch eine Wallanlage erahnen.

„Das muss einmal eine befestigte Anlage gewesen sein“, vermutet Wolfgang Kopiske. Denn nahebei fließen keine Bäche. „Sonst hätte man sich die Mühe sparen können, solch einen Brunnen zu graben“, begründet er seinen Verdacht.

Im Buch von Rudi und Martha Kaethner „Weilrod – Die Geschichte von dreizehn Taunusdörfern“ heißt es auch: „Die bereits im Jahre 1213 genannte „curia in Eichilinbach“ ist der erste schriftlich erwähnte Platz in der Gemarkung Rod an der Weil. In der Nähe des im Walde versteckten Hofes hat es wahrscheinlich eine frühmittelalterliche Turmburg gegeben, die Schutzfunktionen an der „Rennstraße“ inne hatte“. Ist es der Standort dieser alten Turmburg?

Gregor Maier, Leiter des Fachbereichs Kultur und Geschichte sowie des Kreisarchivs des Hochtaunuskreises, sagt dazu: „Es gibt keinerlei schriftliche Belege für eine Burg als „Vorgängerbau" für den Eichelbacher Hof, die für eine Deutung der vorhandenen Reste heranzuziehen wären.

Auch der Name „Eichelberg", der gelegentlich für diese Anlage benutzt wird, ist ein reiner Not- oder Phantasiename unserer Zeit. Erstmals hat der Archäologe August von Cohausen im 19. Jahrhundert die Reste untersucht und sie als Burg gedeutet. Diese Deutung wird seither vielfach übernommen.

Tatsächlich wäre eine Burg an dieser Stelle zur Sicherung der wichtigen Rennstraße durchaus plausibel - eben als Vorgänger für den Eichelbacher Hof. Dieser ist 1213 als "curia in Eichilinbach" erstmals erwähnt - allerdings in einer Urkunde, deren Echtheit etwas fragwürdig erscheint. Jedenfalls dürfen wir aber davon ausgehen, dass der Eichelbacher Hof im 13. Jahrhundert angelegt war; die Burg als Vorgängerin müsste also älter sein.

Das würde durchaus ins Bild passen: auch für andere Orte entlang der Rennstraße, wie Mauloff und (Alt-)Cratzenbach, lässt sich ja ein entsprechend hohes Alter nachweisen. Dieser Deutung hat Joachim Bierwirth in seinem Aufsatz „Eine „gebückte Landwehr" am Eichelbacher Hof" im Jahrbuch Hochtaunuskreis 1998 entschieden widersprochen. Er deutet die Anlage nicht als Burg, sondern als Bestandteil einer - wesentlich jüngeren - Landwehr, also einer Grenzbefestigung.

Den Nachweis dafür leistet Bierwirth durch die Untersuchung historischer Landkarten, auf denen eine solche Landwehr eingezeichnet ist. Sie sei, vermutet er, von den Grafen von Nassau, also erst im späteren Mittelalter, angelegt worden. Der Brunnen ist dabei geradezu das Zünglein an der Waage. Vorausgesetzt, dass er tatsächlich mit den Wall- und Grabenresten in Verbindung steht und nicht erst später angelegt wurde, ist er ein Indiz dafür, dass wir es mit einer Anlage zu tun haben, in der dauerhaft Menschen lebten - also mit einer Burg.

Eine Landwehr-Befestigung braucht keine Frischwasserversorgung. Vielleicht ist es also tatsächlich eine Burg, deren Reste dann in die später angelegte Landwehr integriert worden sind? - Aus meiner Sicht gibt es da noch etliche offene Fragen, die näher untersucht werden müssten, um zu einer aktuellen Deutung dessen zu kommen, was hinter dem Eichelbacher Hof im Wald liegt. Das gilt in besonderer Weise für den Brunnen, dessen Existenz weder in den Überlegungen von Cohausen noch von Bierwirth berücksichtigt wurde.“