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Rennöfen

Als ehemaliger Revierförster kennt Jörg Erwe Wald und Wiesen rund um Hasselbach sehr gut.

Und dabei sind ihm immer mal Stellen aufgefallen, wo Schlacke zum Vorschein kommt. Wie auf der Wiese in der Flur „Backofen“ bei Hasselbach. Diese Schlackehaufen, mal noch als solche zu erkennen, mal eher eingeebnet, weisen auf Standorte ehemaliger Rennöfen hin.

Die Rennöfen dienten der Gewinnung von Eisen aus Erz. Solch ein Rennofen ist wie ein Schachtofen gebaut, hat jedoch nur eine Höhe von ein bis zwei Metern. Er wird aus Lehm oder Steinen errichtet. Neben dem Schacht befindet sich in manchen Fällen eine Grube für den Ablass der Schlacke die Renngrube.

Im Hessenpark wird gelegentlich die Funktionsweise solch eines Rennofens vorgeführt. Rennöfen wurden damals mit Holzkohle, Holz oder Torf warmgeheizt und dann für die Verhüttung von oben abwechselnd mit Brennstoff und fein zerkleinertem Erz, meist Raseneisenstein oder Bohnerz mit möglichst hohem Eisengehalt, befüllt.

Wie David Zeyher in seiner Masterarbeit „Kulturlandschaftsanalyse des oberen Weiltals (Taunus) auf Grundlage eines hochauflösenden LiDAR-Geländemodells (2017)“ darstellt, wurde das Eisengewerbe bereits von den Kelten betrieben.

Die älteste urkundliche Erwähnung der Eisengewinnung im Weiltal stammt bereits aus der Karolingerzeit um das Jahr 780 für den Ort Dorfweil. Der Höhepunkt der Rennfeuerverhüttung fiel in der gesamten deutschen Mittelgebirgszone jedoch in die Zeit vom 10. bis ins 14. Jahrhundert. Wasser war ein wichtiger Standortfaktor und wurde beispielsweise benötigt, um das Erz zu waschen. 

Neben dem Wasserzugang und der vor Ort hergestellten Holzkohle waren auch Hangwinde und der Zugang zu einem in der Nähe liegenden Verkehrsweg wichtig. Denn das Erz wurde meist nicht vor Ort gewonnen sondern angeliefert. So kam Eisenerz, das im Weiltal verhüttet wurde, oft aus dem Bereich Weilmünster.

Bevorzugt angelegt wurden die Rennfeuerschmieden daher an oberen und mittleren Hangflächen in unmittelbarer Nähe zu Bachläufen und in Quellmulden. Beides, die Nähe zur Rennstraße und die Lage in einer Quellmulde trifft für den Schlackenplatz hier im „Backofen“ zu. So zeigen auch Reste von nicht verhütteten Erzbrocken an vielen Verhüttungsstandorten, wie bei Hasselbach, Altweilnau und Riedelbach, dass die Erze vielfach aus verschiedenen Regionen stammen müssen und nicht vor Ort anstanden.

Allerdings findet sich besonders in Quell- und Feuchtgebieten, die oft als Verhüttungsstandorte gewählt wurden, oberflächennahes Raseneisenerz, das im Zusammenhang mit Bakterien entstanden ist. Vermutlich wurden zunächst die örtlichen Raseneisenerze abgebaut und erst später aus entfernteren Gegenden Erze angeliefert.

Nur selten sind die ehemalige Verhüttungsplätze in der Geländeoberfläche noch sichtbar. Denn durch Wegebau, forstwirtschaftliche Maßnahmen und Erosion wurden sie abgetragen. Aber auch Flurnamen liefern teilweise Hinweise auf Verhüttungsstandorte, etwa die Flurnamen Schmittgrund bei Oberreifenberg oder Rennwolf südöstlich des Eichelbacher Hofs, die auf die dortige Existenz von Rennöfen hinweisen könnten.

Und bei Altweilnau gibt es den Flurnamen Schmidtberg. Im Spätmittelalter verlagerten sich die Eisenproduktionsstätten zunehmend in die Täler, um dort an dauerhaften Standorten die Wasserkraft der Flüsse durch Wassermühlen zu nutzen. „Das sind spannende Zeugnisse der kleinteiligen historischen Eisenproduktion im Taunus“, weiß auch Gregor Maier, Leiter des Fachbereichs Kultur im Hochtaunuskreis.

Rennofen- und Kohlenmeiler-Standorte seien  anhand des LiDAR-Geländemodells allerdings nicht eindeutig voneinander zu unterscheiden, dazu sei jeweils eine Begehung vor Ort notwendig, um nachzusehen, ob man Schlacken- oder Kohlenreste finde.

Allein in seinem Untersuchungsgebiet, dem oberen Weiltal bis Rod an der Weil, habe David Zeyher 315 Standorte gefunden, die er als "Meiler- oder Verhüttungsplatz" kategorisiere.